Wirkmechanismus
In der Gattung Cannabis sativa sind rund 3‘000 Inhaltsstoffe enthalten, davon mindestens 60 Cannabinoide. Der wichtigste Stoff für die psychoaktive Wirkung ist Delta-9-Tetrahydro-Cannabinol (THC). In Abhängigkeit von der Züchtung und Konsumform schwankt der THC-Gehalt beträchtlich, wobei nur die weibliche Form der Cannabispflanze genügend THC enthält, um einen Rausch zu erzeugen. Diverse andere Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel das Cannabidiol, haben teils eine entgegengesetzte Wirkung oder wirken sich sonst psychisch oder körperlich aus. Der genaue Wirkmechanismus von Cannabis ist aber noch nicht vollständig geklärt. Je nach Konsumform tritt die Wirkung nach unterschiedlich langer Zeit ein, beim Rauchen nach wenigen Minuten, beim Essen nach 30 bis 120 Minuten. Wie Nikotin überwindet THC die Blut-Hirn-Schranke ohne Weiteres und bindet im Gehirn an Rezeptoren für Endocannabinoide (körpereigene Cannabinoid-ähnliche Substanzen), genannt CB1 und CB2. Das Endocannobinoid-System ist komplex mit den meisten anderen Neurotransmitter-Systemen verschaltet. Die Halbwertszeit von THC im Körper liegt bei ca. 52 Stunden, die Abbauprodukte sind bei einmaligem Konsum noch einige Tage und bei mehrmaligem Konsum bis zu mehreren Wochen nachweisbar.
Psychische Auswirkungen
Je nach THC-Gehalt, Dosis, Umgebung (Atmosphäre, Setting), Einnahmeform oder Person (Stimmung, Erwartungen, Persönlichkeit, Konsumerfahrung) kann die unmittelbare Wirkung von Cannabis verschieden ausfallen, mal stärker oder schwächer und mal angenehm oder unangenehm sein. In der Regel wird die momentane Gefühlslage verstärkt.
erwünscht bzw. positiv
- Veränderung des Denkmusters (neue Ideen und Einsichten, assoziativ, Gedankensprünge)
- Störung des Kurzzeitgedächtnisses, kann als amüsant erlebt werden
- Intensivierung der Wahrnehmung, deutlicheres Wahrnehmen von Nebensächlichem, subjektiv langsameres Verstreichen der Zeit (Eindruck entsteht durch Störung des Kurzzeitgedächtnisses), veränderte Raumwahrnehmung, Verzerrung von Sinneseindrücken (intensiveres Wahrnehmen von Farben, Tönen)
- Intensiviertes Gemeinschaftserleben unter Freunden, oft verbunden mit Albernheit, Redseligkeit und/oder dem Gefühl, sich besser in andere hineinversetzen zu können
- euphorische Gefühle („high“), gehobene Stimmung bei gleichzeitiger emotionaler Gelassenheit
- Körpererleben: einerseits schnellerer Herzschlag, andererseits wohlige Entspannung; Gefühl der Leichtigkeit bei gleichzeitig verlangsamten Bewegungen
eher unerwünscht bzw. negativ
- Einschränkung des logischen Denkens, Gedankensprünge bis hin zum uferlosen Durcheinander im Kopf, keine klaren Gedanken mehr fassbar oder fixe Ideen bis hin zur Besessenheit
- Erinnerungslücken und „Filmrisse“ durch das gestörte Kurzzeitgedächtnis
- Überempfindliche Wahrnehmung bis hin zu Halluzinationen
- Kommunikation: „im eigenen Film gefangen“ fühlen statt gemeinsamem Erleben, Gefühl der Ausgegrenztheit, Unfähigkeit sich mitzuteilen
- Misstrauen, Angst und Panikgefühle, psychotische Symptome wie Verwirrtheit und Verfolgungsideen („Paranoia“, „Horrortrip“)
- Antriebsminderung
- verminderte Entscheidungsfähigkeit
Körperliche Auswirkungen
- trockener Mund und trockene Kehle
- erweiterte Pupillen und gerötete Augen, gesenkter Augeninnendruck
- Herzrasen, Bewegungsstörung, Schwindelgefühl bis hin zum Kreislaufkollaps
- erhöhter Blutdruck
- niedrige Hauttemperatur (Kältegefühl)
- erhöhte Lichtempfindlichkeit
- Einschränkung des Reaktionsvermögens und der Fahrtauglichkeit
- Appetitanregung, Heisshungerattacken
- Entspannung bis Erschöpfung, Müdigkeit und Antriebslosigkeit
Akute Giftigkeit
Das Risiko, aufgrund von Cannabiskonsum eine akute Vergiftung durch Überdosierung zu erleiden, kann als sehr gering betrachtet werden, tödliche Überdosierungen sind bisher nicht bekannt. Allerdings kann es zu Unfällen mit Todesfolge aufgrund der akuten Rauschwirkung kommen. Ausserdem kann Cannabiskonsum für Personen mit bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Problemen gefährlich sein. Weiterhin selbst von gelegentlichem Konsum abzuraten ist auch Jugendlichen in der Reifungsphase, Schwangeren und stillenden Müttern, Lungenkranken, psychisch labilen Personen sowie aktiven Verkehrsteilnehmenden.
Verwendung als Medikament
Bei einigen Krankheiten wird Cannabis als Medikament eingesetzt, unter anderem bei Spastizität (z. B. bei Multipler Sklerose), bestimmten Schmerzen, Übelkeit bei Chemotherapie, zur Therapie der körperlichen Ermüdung bei HIV-Medikation oder zur Minderung des Augeninnendruckes bei Glaukomen. Allerdings unterscheidet sich chemisch reines THC, das als Medikament verwendet wird, teilweise stark von der Cannabinoidmischung der Hanfpflanze.