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Mittel- und langfristige Folgen von regelmässigem Cannabiskonsum

Bezüglich mittel- und langfristiger Risiken von anhaltendem Cannabiskonsum besteht Uneinigkeit in der Literatur. Das Risiko, eine Cannabisabhängigkeit auszubilden, sowie das Risiko einer chronischen Bronchitis werden jedoch immer wieder genannt. Auch die Beeinträchtigung gewisser kognitiver Funktionen ist ein Risiko von langanhaltendem Konsum. Kontrovers diskutiert wird unter anderem der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychischen Erkrankungen. Gewisse Faktoren erhöhen die verschiedenen Risiken jeweils.

Körperliche Folgen

Die Mehrheit konsumiert Cannabis in einem Joint gemischt mit Tabak. Hierdurch ergeben sich zum einen die mit Tabakkonsum verbundenen Risiken. Zusätzlich erzeugt Cannabis genauso wie Tabak beim Verbrennen Teer. Folglich ist selbst ein nikotinfreier Joint ebenfalls krebserzeugend und geht mit einer Reihe anderer Gesundheitsrisiken einher. Ob das Rauchen von reinem Cannabis schädlicher ist als Tabakzigaretten oder umgekehrt, wurde bisher noch nicht geklärt. Dabei muss auch bedacht werden, dass Joints meist länger und tiefer inhaliert werden als Zigaretten und ohne richtigen Filter geraucht werden. Andererseits werden in der Regel weniger Joints als Zigaretten geraucht. Es muss natürlich auch berücksichtigt werden, dass beim Konsumieren von Cannabis unter Umständen auch Pestizide und andere Zusatzstoffe (Blei etc.) mitgeraucht werden.

Erkrankungen der Atemwege

Durch langanhaltenden Konsum in Form von Rauchen können sich chronische Bronchitis oder andere Entzündungen der Atemwege bilden. Auch Kurzatmigkeit oder chronischer Husten sind ein Risiko des Kiffens.

Krebs

Es liegen auch Hinweise darauf vor, dass das Rauchen von Cannabis mit Zellveränderungen einhergeht, die bei der Krebsentstehung typisch sind. Die Befundlage ist aber nicht eindeutig. Einerseits wurden auch im Cannabisrauch krebserregende Inhaltsstoffe nachgewiesen. Andererseits wird vermutet, dass gewisse Cannabinoide einen dem Krebs entgegenwirkenden Effekt haben. Berichte zum Zusammenhang von Cannabiskonsum mit der Entstehung von Krebs in anderen Körperregionen als den Atemwegen liegen nur vereinzelt vor und sind widersprüchlich.

Schwächung des Immunsystems

In Tierversuchen wirkte sich Cannabiskonsum in einer Schwächung des Immunsystems aus, was allerdings für Menschen bisher nicht belegt wurde.

Fruchtbarkeit

Möglicherweise ist die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen, die Cannabis konsumieren, eingeschränkt. Eindeutige Befunde hierzu liegen jedoch noch nicht vor. Bei Männern kann ein gesenkter Testosteronspiegel und somit eine gehemmte Spermienproduktion auftreten. Bei Frauen kann der Menstruationszyklus beeinträchtigt werden.

Cannabis in der Schwangerschaft

Auch hierzu ist die Forschungslage noch nicht eindeutig. Die alleinigen Effekte von Cannabis sind deshalb einschätzbar, weil Schwangere, die Cannabis rauchen, meist auch Alkohol und Tabak konsumieren. Allerdings gesichert ist, dass THC wie Nikotin die Plazenta-Schranke problemlos überwindet und über den Blutkreislauf in relativ hoher Konzentration zum Kind gelangt. Regelmässiges Cannabisrauchen während der Schwangerschaft verringert genauso wie Zigaretten das Geburtsgewicht nachweislich und es liegen Hinweise darauf vor, dass die Entwicklung des Nervensystems des Kindes beeinträchtigt wird. Ausserdem kann die Gefahr einer genetischen Schädigung nicht ausgeschlossen werden. Schwangere sollten deshalb auf Cannabiskonsum verzichten.

Psychische Folgen

Ein wichtiges Risiko von regelmässigem Konsum ist die Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit (siehe unten, Problemkonsum und Abhängigkeit). Es gibt aber auch noch andere Risiken:

Motivation, Antriebs- und Lustlosigkeit, Gleichgültigkeit

Zwar kann während des akuten Cannabisrausches der Antrieb gemindert sein. Dass Cannabiskonsumierende auf Dauer ein sogenanntes „amotivationales Syndrom“ ausbilden, ist allerdings keinesfalls belegt. Unter dem „amotivationalen Syndrom“, eine Wortschöpfung der 1960er Jahre, versteht man ein Bündel von verschiedenen Symptomen (Apathie, Lethargie, Unmotiviertheit, Rückzug), die dem Cannabiskonsum zugeschrieben wurden. Zwar werden solche Symptome bei Konsumierenden beobachtet, es ist allerdings wahrscheinlicher, dass sie mit dem Lebensstil oder der Persönlichkeit der Cannabiskonsumierenden zusammenhängen und weniger Folge des Konsums sind.

Beeinträchtigungen der Denkleistungen

Personen, die regelmässig, stark und über einen längeren Zeitraum Cannabis konsumieren, weisen ein erhöhtes Risiko für eine Verschlechterung der Gedächtnisleistung, der Aufmerksamkeit bzw. Konzentration und der Lernfähigkeit auf. Derartige Beeinträchtigungen machen sich häufig erst unter Belastung bemerkbar. Andere Funktionen wie das Langzeitgedächtnis scheinen gar nicht beeinträchtigt zu werden. Ausserdem gibt es keine Hinweise darauf, dass bleibende organische Schäden im Gehirn entstehen. Wie sehr die Funktionsprobleme nach einem Konsumstopp wieder zurück gehen, ist unklar. Auch hier scheinen Früheinsteiger besonders gefährdet. Dies hängt damit zusammen, dass sich das jugendliche Gehirn noch entwickelt und daher besonders anfällig für Einflüsse von aussen ist.

Psychische Störungen

Dass es unter akuter, stärkerer Substanzeinwirkung zu psychotischen Symptomen kommen kann, die nach kurzer Zeit aber wieder vergehen, ist bekannt. Abgesehen davon wird aber kontrovers diskutiert, ob Cannabis allein andauernde psychische Erkrankungen, vor allem eine sogenannte Cannabis-Psychose, verursachen kann, zu deren Ausbruch es ohne Cannabiskonsum nicht gekommen wäre. Zwar haben Cannabiskonsumierende vergleichsweise häufig mit psychischen Problemen (v. a. Schizophrenie, Depressionen, Angsterkrankungen) zu kämpfen, diese müssen aber nicht unbedingt immer die Folge des Konsums sein, sondern können auch andersherum Auslöser für den Konsum sein. So wird Cannabis von manchen Betroffenen bei verschiedenen Störungen zur Bewältigung im Sinne von „Eigenbehandlung“ benutzt. Beispielsweise entwickeln Personen mit sozialer Ängstlichkeit häufig einen problematischen Cannabiskonsum, da sie die entspannende Wirkung von Cannabis gegen ihre Ängstlichkeit einsetzen. Hierdurch können sie in einen Teufelskreis geraten, da Cannabiskonsum wiederum Angstsymptome fördert, die dann abermals mit Cannabiskonsum vertrieben werden sollen. Die Frage nach Ursache und Wirkung ist also bisher nicht eindeutig geklärt. Es herrscht aber weitgehende Übereinstimmung darin, dass bei bestimmter Veranlagung oder Anfälligkeit Cannabis den Ausbruch von Psychosen (z. B. Schizophrenie) fördern kann, man spricht hier von der „Trigger-Hypothese“. Cannabis ist dann gewissermassen der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Es ist auch bekannt, dass Cannabis den Verlauf von bereits bestehenden psychischen Erkrankungen wie einer Schizophrenie verschlechtern kann. Das Risiko, eine Psychose zu entwickeln, ist deshalb für manche Cannabiskonsumierenden höher. Gefährdet sind vor allem Personen mit bereits bestehenden psychischen Problemen (z. B. depressive Symptome), aber auch Personen mit Ängsten sowie Personen mit psychoseähnlichen Symptomen (Gedankenrasen, das Gefühl, die Gedanken nicht mehr kontrollieren zu können, das Gefühl, dass etwas Merkwürdiges mit einem passiert, Verfolgungsgefühle).

Auswirkungen auf den Alltag

Dauerhafter und intensiver Cannabiskonsum kann mit allgemeinen Rückzugstendenzen einhergehen. Dies äussert sich zum Beispiel darin, dass die alltäglichen Aufgaben des Alltags (Schule, Beruf etc.) aber auch eigene mittel- oder längerfristige Ziele häufig vernachlässigt werden. Sie sind den Betroffenen gleichgültig. Dies wiederum kann zu einem Leistungsabfall führen. Früher fiel in diesem Zusammenhang der Begriff »amotivationales Syndrom«, von dem man glaubte, dass es durch den Cannabiskonsum entstünde. Heute gilt diese einseitige Erklärung, in der allein der Cannabiskonsum als Auslöser gesehen wird, als überholt. Es werden auch Eigenschaften der Person, die unabhängig vom Cannabiskonsum vorhanden sind, bei der Erklärung eines demotivierten Gemütszustands berücksichtigt.