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Problemkonsum und Abhängigkeit

Gemäss den Ergebnissen der Schweizerischen Cannabismonitoring-Studie (Befragung im Jahr 2007) haben in der Schweiz schon 46% der 13- bis 29-Jährigen Cannabis konsumiert. Für die Mehrheit bleibt es beim Probier- oder Gelegenheitskonsum. Von den aktuell Konsumierenden (13% aller 13- bis 19-Jährigen) konsumieren jedoch ca. 9% täglich und 32% wöchentlich. Wann ist aber von problematischem Konsum und wann gar von einer Abhängigkeit zu sprechen?

Problematischer Konsum

Von problematischem Konsum wird gesprochen, wenn der Cannabiskonsum einer Person entweder auf individueller oder auf gesellschaftlicher Ebene negative gesundheitliche und/oder psychosoziale Folgen mit sich bringt. In der Regel geht dies mit einem harten Konsummuster einher, es wird also häufiger konsumiert und eine intensivere Wirkung beabsichtigt. Der Konsum wird immer stärker in den Alltag integriert, wobei ein Alltag ohne Cannabis vielleicht sogar gar nicht mehr vorstellbar ist. Cannabis wird nicht mehr nur zum Spasshaben, in geselligen Situationen genommen, sondern eingesetzt, um mit Problemen umgehen oder schwierige Situationen besser aushalten zu können. Bedenklich ist beispielsweise ein Konsum vor oder während Schule oder Arbeit oder die aktive Verkehrsteilnahme unter Cannabis-Einfluss. In der Schweiz hatten 2007 ca. 3% der Bevölkerung einen problematischen Cannabiskonsum, von den aktuell Konsumierenden waren es 32%.

Abhängigkeit

Das Abhängigkeitspotential von Cannabis gilt im Allgemeinen als eher gering. Weniger als 10% der Konsumierenden entwickeln eine Cannabisabhängigkeit im engeren Sinne. Cannabis kann sowohl psychisch abhängig machen als auch körperlich (zu erkennen an Entzugssymptomen bei ausbleibendem oder reduziertem Konsum), die psychische Abhängigkeit steht aber im Vordergrund. Ein anhaltender (fast) täglicher Konsum ist ein notwendiges Merkmal, um von Abhängigkeit sprechen zu können. Es müssen jedoch noch weitere (mindestens drei) der folgenden Kriterien erfüllt sein: Suchtverlangen (Craving), Verlust der Kontrolle über den eigenen Konsum (Zeitpunkt, Häufigkeit, Konsumstopp), Entzugssymptome, Toleranzentwicklung, soziale und berufliche Einschränkungen durch den Konsum und/oder fortgesetzter Konsum trotz Bewusstsein über die negativen Konsequenzen.

Cannabisabhängigkeit bedeutet eine Einschränkung der Lebensqualität, was von den Betroffenen aber oft nicht klar mit dem Cannabiskonsum in Zusammenhang gebracht wird. Denn die Auswirkungen der Abhängigkeit sind weniger auffällig (z. B. „nichts mehr auf die Reihe kriegen“) und weniger spezifisch mit Cannabis verbunden, als das bei anderen Drogen der Fall ist.

Entstehung von Problemkonsum und Abhängigkeit

Generell gibt es keinen Cannabiskonsum ohne Risiken. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, vom Probieren oder dem Gelegenheitskonsum zu problematischem Konsum überzugehen oder eine Abhängigkeit zu entwickeln, dann besonders hoch, wenn bestimmte psycho-soziale Risikofaktoren vorliegen. Dazu gehören eine labile psychische Gesundheit, (soziale) Ängste, sehr viele drogenkonsumierende Freunde, ein früher Beginn mit Cannabis (vor 16), mangelnde soziale Unterstützung (in der Familie, von Freunden), allgemeine soziale Perspektivenlosigkeit (z. B. Arbeitslosigkeit) sowie kritische Lebensereignisse (z. B. Verlassenwerden vom Partner). Ein sehr starker Risikofaktor ist ein hartes Konsummuster, also häufiger Konsum verbunden mit einer Alltagsgestaltung, die stark am Konsumieren ausgerichtet ist. Häufig entwickelt sich eine Abhängigkeit, weil Konsumierende, ohne es zu merken, schwierige Alltagssituationen immer häufiger mit Cannabis zu bewältigen versuchen, indem sie negative Gefühle durch den Konsum unterdrücken. Irgendwann ist die Vorstellung, den Alltag ohne Cannabis zu meistern, nicht mehr möglich.